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Urbanski löst ein Versprechen ein

Von MICHAEL THIELE

LOKALAUSGABE WAZ Januar 1983

„Tanz in den Tod“ heißt der Titel, den „GSG9“ gestern Nachmittag zur Premiere auf Neu-Deutscher Welle durch den Raum schwappen ließ. Ein merkwürdiger „Hymnus“, der den Ehrengästen zur Eröffnung der „Rock-Fabrik“ Auf dem Stennert um die Ohren fetzte. Aber tanzen wollte ohnedies keiner.

Mit einer Phalanx von Stadtverordneten und Oberstadtdirektor Dr. Raddatz an der Seite wandte sich Oberstadtdirektor Manfred Urbanski an ein überaus Jugendliches Publikum, um ein Wahlversprechen einzulösen: Er übergab das „städtische Gebäude auf den Stennert 10 für die Zwecke musizierender Gruppen in Herne“. Die amtliche Bezeichnung für die alte Villa, die elf Rockgruppen ein ständiges Domizil bietet, stammt aus dem Rathaus, wie OB anmerkte. „In Zeiten , wo jeder jede Mark zweimal umdreht , bevor er sie ausgibt“, sei es auch der Stadt Herne nicht leichtgefallen, das Projekt mit einem Kostenaufwand von 200000DM zu realisieren, betonte Urbanski. Gleichzeitig wies er aber auch auf das „überraschend große Engagement“ der Musiker hin, die erfolgreich daran mit gearbeitet hätten, um ihr Reich konkret mitzugestalten. Insgesamt seien bislang 2293 Arbeitsstunden geleistet. Ein kläffender Hund unterbrach Urbanskis Rede. „Du hast recht gebellt, ich sollte aufhören“, erklärte der OB schmunzelnd und forderte „Es soll und kann fetzig gerockt werden. Allerdings, was die Lautstärke anbelangt , haben Sie Erbamen mit stressgeschädigten Politikern. Vom vielen zuhören unsere Ohren mehr oder weniger gelitten!“

Überraschend war Urbaskis Rolle dann doch noch nicht zu Ende. Das Taxi, mit dem ein Stadtverordneter angereist war , blieb im Morast vor der Villa stecken. Trotz einer entsprechenden Bitte war nur einer der stämmigen Rockmusiker bereit, zu schieben. Anders der OB , er patschte ungeniert durch den Matsch und packte mit an. Der Taxidriver war wider flott. Nicht alle Politiker reden nur.

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