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Tönende Eintracht

LOKALAUSGABE WAZ 21.03.1984

„Auf dem Stennert“, herrscht jetzt tönende Eintracht

Streit der Bands untereinander ist weitgehend beigelegt

Die Idee des Oberbürgermeisters trug Früchte: Das Musikerdomizil „Auf dem Stennert, weiland von Ex-OB Manfred Urbanski als Wahlkampfversprechen ausgebrütet, hat sich nach anfänglichen Geburtswehen inzwischen zum „Volltreffer“ gemausert. In dem Altbau am Sodinger Ostbachtal haben sich derzeit zwölf Musikgruppen unterschiedlichster Stilrichtungen zu hinreichender Eintracht zusammengerauft. Die Anfänge lagen ganz wo- anders: Um den Erzieher Peter Janshoff, in Diensten des Jugendamtes Mitarbeiter des Jugendheims Auf’m Kolm, scharten sich im laufe des Jahres1980 eine Gruppe Herner Musiker. Zunächst in informeller Form, später mit zunehmender Institutionalisierung sollten hier die typischen Probleme von Nachwuchsbands gemeinsam diskutiert und nach Lösungen gesucht werden. 

Die größten Schwierigkeiten 1agen naturgemäß in der Proberaumnot: Lärmgeplagte Nachbarn hatten vielfach den heimischem Keller den Garaus gemacht. Und da bot der damalige. OB Hilfe an: Der freistehende Altbau an der Straße „Auf dem Stennert“, als Wohnhaus weitgehend freigezogen, sei als Proberaum hervorragend geeignet. Was die Betroffenen ebenfalls fanden und ab Mitte 1981 wurde das Gebäude mit städtischen Zuschüssen und größtenteils in Eigenarbeit der beteiligten Musiker ungerüstet. Zugleich ging die Verwaltung des Hauses in die Hände des Vereins über, den die Mitglieder der Bands inzwischen ins Leben gerufen hatten . Anfang 1982 zogen die ersten Gruppen zum Stennert um. Doch ganz reibungslos ging es am Anfang nicht zu, Im Glück des neugewonnen Proberaums gerieten vor allem die gemeinsamen Reinigungspflichten vielfach in Vergessenheit. Hinzu kamen musikalische und persönliche Differenzen den beiden großen Musikerlagern „Heavy Metal“ und „Punk“. Doch das , so der amtierende Vorstand aus Michael Cibien, Gregor Schläger, Peter Janshoff, Jochen Siebert, Harald Dickmann, und Hannes Schnettler, sei inzwischen weitgehend ausgestanden. Die Reinigungsprobleme bekam man mit einem großformatigen Putzplan in den Griff, der sämtliche Gruppen im wöchentlichem Wechsel zur Pflicht ruft.

Und die Streitereien zwischen „Metall“ und „Punk“, so erkannte man, beruhten vielfach auf bloßen Vorurteilen Heute gebe es bereits so etwas wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Vertreter aller Stilrichtungen – bis hin zu gemeinsamen „Sessions“ und dem Austausch musikalischer Tipps. Was so selbstverständlich nicht ist, schließlich reicht das Spektrum quer durch eine Vielzahl musikalischer Formen Außer: Punk und Heavy Metal sind etwa Reggae, Jazz und gar Bigband-Musik zu hören. Die Altersstruktur reicht von 17 bis 30 Jahre, Schüler und Auszubildende sind ebenso vertreten wie Studenten, Arbeitslose und Akademiker. Lediglich die Musikerinnen sind nur gering repräsentiert. Unter den 57 Vereinsmitgliedern sind nur drei weibliche. Auch der musikalische Standard ist recht unterschiedlich. Er reicht von absoluten Anfängern bis zu fortgeschrittenen Perfektionisten. Zwei „Stennert“ Gruppen können inzwischen sogar eigene Schallplattenaufnahmen vorweisen. Von der Stadtverwaltung ist die Musikerinitiative weitgehend unabhängig. Die Verwaltung des mietfrei überlassenen Gebäudes liegt in der Hand des Vorstands. Lediglich für den Energiebedarf muß der Verein bezahlen: 150 DM pauschal und die Hälfte der darüber hinaus gehenden Kosten. Jedes aktive Mitglied hat daher außerdem Mitgliedsbeitrag von 5 DM noch einmal 10 DM monatlich für die Unkosten zu berappen.

Hauseigenes Tonstudio

Zum Selbstkostenpreis dürfen die Stennert-Bands auch das hauseigene Tonstudio be- nutzen, dessen Einrichtung durch eine Spende der Herner Sparkasse finanziert wurde. Bisher musste sich der Verein zur Bedienung der Anlage allerdings jeweils von außen Experten heranholen – in Zukunft sollen auch Vereinsmitglieder dafür angelernt werden. Bislang haben die Bands vom Stennert zweimal die Gelegenheit genutzt sich nach außen darzustellen: Einmal bei den Herner Kulturtagen, zum anderen bei einer Großveranstaltung im Freizeithaus der Revierparks . Ein Weg der fortgesetzt werden soll. Zunächst im Sommer bei einem Konzert unter Mitwirkung aller Gruppen, für das sich das Gelände ringsum Probegebäude hervorragend eignen könnte. Für die Zukunft erhofft sich der Vorstand, dritter seit Gründung des Vereins, eine Verstätigung des Zusammengehörigkeitsgefühls. So sei’s denkbar, dass nicht nur musikalische Tipps, sondern auch Geräte und Transportmittel zwischen den Bands ausgetauscht werden. Außerdem könnten auf dem Stennert auch einmal Veranstaltungen mit Workshop-Charakter angeboten werden.

Hilfe von Auswärts :

Bislang müssen sich die Musikgruppen vorn Stennert bei der Benutzung des hauseigenen Tonstudios auswärtiger Mixer bedienen. In Zukunft, so Vorstandsvorsitzender Michael Cibien (links) und Kassierer Jochen Siebert, sollen hierfür auch Musiker aus dem Hause angelernt werden.

waz-Bild: Kollmeier

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